
Wie so oft im Leben haben auch die verschiedenen Futterinsekten, die man im Handel erwerben kann, Sonnen- und Schattenseiten. Welche das sind, und wann es sinnvoll ist, ein gewisses Futtertier zu verfüttern oder wann lieber nicht, wollen wir mal in diesem Beitrag beleuchten. Wir stellen hier nur kurz die gängigsten Futterinsekten mit all ihren Vor- und Nachteilen vor:
Wüstenheuschrecke (Schistocerca gregaria)
Wüstenheuschrecken werden gerne als alleiniges Futterinsekt für Bartagame, Zwergbartagame, Chamäleons und Co genommen. Dabei spielt die gelbe Färbung der jungen bis subadulten Wüstenheuschrecken wohl eine entscheidende Rolle: bei unseren Pfleglingen setzt sofort der Jagdtrieb ein, sobald diese Insekten ins Becken gesetzt und anvisiert werden. Bei den rostbraunen Wanderheuschrecken ist dies oftmals nicht der Fall. Wüstenheuschrecken sind sehr proteinreich und wenn man die Hüpfer vor dem verfüttern noch vitaminreich ernährt, bringen sie alles mit, was ein gutes Futtertier ausmacht. Ein weiterer Vorteil von Wüstenheuschrecken ist, dass diese sich nicht unter irgendwelchen Steinen oder Wurzeln verstecken, sondern sich schön im Licht, und somit im Blickbereich der gepflegten Tiere aufhalten. Die Tiere geben keine Geräusche von sich und sollten doch mal welche in das Wohnzimmer entweichen, besteht keine Gefahr der unkontrollierten Vermehrung.
Ein Nachteil der Wüstenheuschrecken sind ihre mit kleinen Dornen besetzten Sprungbeine (besonders bei adulten Tieren). Sie können Verletzungen im Maul/Rachenbereich verursachen.


Heimchen (Acheta domesticus)
Das Heimchen ist wohl das Futterinsekt Nr.1 und selbst bei Nicht-Terrarianern ein Begriff. Diese Tiere werden so gut wie von allen insektenfressenden Reptilien, Amphibien, Mantiden und Spinnen gerne und gierig genommen. Die Beliebtheit der Heimchen hat einen guten Grund: Sie sind eine nahrhafte, proteinreiche Nahrungsquelle mit einem hohen Anteil an ungesättigten Fettsäuren. Der Vorteil von Heimchen gegenüber Mehlwürmern, Bienenmaden o.ä. sind der höhere Proteingehalt bei niedrigerem Fettgehalt.
Der „Nachteil“ von Heimchen ist, dass diese sich gerne mal schnell im Terrarium unter Steinen, Wurzeln oder der Rückwand verstecken – und ja, die Tiere finden einfach jede Lücke, um sich in einer noch so enge Spalte zu verstecken. Zudem geben die männlichen Heimchen meist in der Nacht ein schönes „Konzert“ von sich, um sich für die Weibchen interessant zu machen… und die Ausdauer dabei ist unglaublich! Zudem können „entflohene“ Heimchen in der Wohnung ziemlich lange überleben…und auch dort geben die Männchen ihr lautstarkes Konzert gerne hinter Fußleisten, Wohnzimmerschränken, unter Teppichen usw.
Wer also einen empfindlichen Schlaf hat und nachts seine Ruhe braucht, der sollte seinen Vorrat an Heimchen vielleicht besser im Keller oder Garage aufbewahren und beim Verfüttern darauf achten, dass keine Tiere entweichen können. Rückwände sollten so angebracht werden, dass weder Terrarien-Bewohner noch Futtertiere dahinter kommen können… eine lückenlose Silikonnaht um die Rückwand kann dies verhindern. Es sollten auch immer nur so viele Heimchen in das Terrarium gesetzt werden, wie in einigen Minuten gefressen werden können. Lieber 2 x am Tag füttern als zu viele auf einmal.


Steppengrille (Gryllus assimilis)
Bei den Grillen verhält es sich wie mit den Heimchen. Allerdings sind die im Handel erhältlichen Steppengrillen den Zweifleckgrillen (Gryllus bimaculatus) vorzuziehen: Die Steppengrille hat keinen so starken Eigengeruch wie die Zweifleckgrille und wird deshalb von den meisten Tieren lieber gefressen als die Zweifleckgrille. Zudem sind Steppengrillen relativ leise, was das Konzert der Männchen betrifft. Von den Nährwerten tuen sich die Steppengrille und die Zweifleckgrille allerdings nichts.
Wachsmaden (Galleria melonella)
Wachsmaden (auch als Bienenmaden oder Wachsmottenlarven im Handel erhältlich) sind eine wahre Energiebombe: Die Tiere sind reich an Fett und Proteinen und eignen sich deshalb hervorragend, um kranke, geschwächte Tiere wieder den notwendigen Schub zu geben. Auch nach der Winterruhe oder nach der Eiablage sind sie ein gutes Futter, um den Tieren die notwendige Energie wieder zu geben. Ansonsten sollten Wachsmaden immer nur ab und zu als Leckerbissen angeboten werden. Auf keinen Fall eignen sie sich als alleiniges Futtertier! Die Tiere würden über kurz oder lang verfetten.
Unter 14°C stellen Wachsmaden ihre Entwicklung ein und lassen sich deshalb relativ lange im Gemüsefach des Kühlschranks aufbewahren.


Mehlwürmer (Tenebrio molitor)
Mehlwürmer sind eigentlich keine Würmer im klassischen Sinne, sondern sie sind die Larven des Mehlkäfers (Tenebrio molitor). Neben dem Heimchen ist der Mehlwurm wohl das bekannteste Futtertier in der Terraristik. Allerdings verhält es sich bei den Mehlkäfer-Larven wie mit den weiter oben beschriebenen Wachsmaden: Die Tiere haben einen sehr hohen Fettgehalt und sollten deshalb nur ab und zu als Leckerbissen oder nach Krankheit, Eiablage oder Winterruhe als Energielieferant verfüttert werden. Mehlwürmer kann man sehr gut auf Vorrat hältern, da sie keine besonderen Ansprüche an die Pflege stellen. Am besten hältert man sie in einer nach oben offenen Faunabox, in welcher der Boden mit Futterkleie oder Haferflocken befüllt ist, was den Tieren gleichzeitig als Futter und Bodengrund dient. Als Feuchtigkeitslieferant kann man ein Stück Apfel oder Mohrrübe in die Box legen, welche gerne gefressen werden. Man sollte nur darauf achten, dass der Boden keine Feuchtigkeit zieht, sonst kann es zur Schimmelbildung und zur Fäulnis kommen.


Buffalowürmer (Alphitobius diaperinus)
Auch die kleinen Buffalowürmer sind eigentlich gar keine Würmer, sondern die Larven des Getreideschimmelkäfers. Wie auch schon die Mehlwürmer sollten Buffalowürmer aufgrund ihres hohen Fettgehaltes nur als Leckerbissen oder zur Stärkung geschwächter Tiere gefüttert werden und nicht als Alleinfutter dienen.
Zophobas (Zophobas morio)
Zophobas werden im Handel fälschlicherweise oftmals unter der Bezeichnung „großer Mehlwurm“ angeboten, dabei haben sie mit dem Mehlkäfer überhaupt gar nichts zu tun. Zophobas sind die Larven des aus den Tropen kommenden großen Schwarzkäfers. Schon die Größe dieser Larve von bis zu 6 cm und ihr relativ harter Chitin-Panzer machen klar, dass dieses Futtertier nur etwas für die ganz großen, kräftigen Terrarien-Bewohner wie große Bartagame, größere Warane oder Tejus sind. Auch Zophobas sollten nur als Leckerbissen Verwendung finden. Was das Verfüttern etwas gefährlich macht, sind die ziemlich starken Mundwerkzeuge, mit denen sie tatsächlich kräftig zubeißen können.


Argentinische Schaben (Blaptica dubia)
Die argentinische Schabe ist bei vielen Terrarianern ein beliebtes Futtertier. Sie sind ein nährstoffreiches Futterinsekt ohne zu hohen Fettgehalt. Die Tiere lassen sich problemlos zu Hause in einer Box pflegen und sogar züchten. Somit hat man immer Futtertiere vorrätig, sollte die Heimchen oder Heuschrecken Lieferung aufgrund von Witterungsverhältnissen einmal ausbleiben. Auch wenn viele Quellen behaupten, dass sich die argentinischen Schaben in der Wohnung nicht vermehren können, haben wir schon mehrfach vom Gegenteil gehört. Es sollte also auf jeden Fall sichergestellt sein, dass die Tiere nicht entweichen können.


Fazit
Jedes der genannten Futterinsekten eignet sich hervorragend für die Ernährung deiner Lieblinge. Man sollte bei der täglichen Fütterung nur ein paar Punkte beachten:
- Abwechslungsreich füttern: es müssen nicht jeden Tag Heimchen sein – die Mischung macht es! Es gibt im Handel inzwischen eine große Auswahl an Futtertieren, auf welche man zurückgreifen kann. Und das sollte man den Pfleglingen zuliebe auch tun.
- Die Futtertiere richtig versorgen: Um das Beste aus deinen Futtertieren für deine Pfleglinge rauszuholen sollten auch die Futtertiere vor dem verfüttern ein paar Tage mit frischer Kost versorgt werden. Wie das funktioniert, haben wir in unserem Blog-Beitrag beschrieben “Futtertiere richtig füttern”
- Trotz guter Versorgung der Futtertiere und einer Abwechslung im Speiseplan sollten alle Insekten vor dem Verfüttern mit Vitamin- und Kalziumpulver bestäubt werden, um Mangelerscheinungen bei deinen Tieren vorzugbeugen.
Die Liste der zu erwerbenden Futtertiere ist hier natürlich bei weitem nicht komplett. Sie sollte Euch nur mal einen kleinen Überblick über die gängigsten und weitverbreitetsten Futterinsekten in der Terraristik geben.