“Artgerechte Haltung” – geht das eigentlich?

Beitrag Artgerchte Haltung

Oftmals muss man sich als Terrarianer den Vorwurf von unwissenden Personen anhören, dass die gehaltenen Tiere doch besser in freier Wildbahn leben sollten, denn alles andere sei nicht artgerecht und nur in der Natur könnten die Tiere schliesslich lange leben.

Aber was versteht man eigentlich unter „artgerechter Tierhaltung“? Die artgerechte Tierhaltung ahmt so gut es geht die natürlichen Lebensbedingungen der gehaltenen Tiere nach und berücksichtigt dabei auch die natürlichen Verhaltensweisen der Tiere. Die Bezeichnung „artgerecht“ findet dabei aber vor allem bei der Vermarktung von Tierprodukten für den Einzelhandel Verwendung. Wenn man bei der Heimtierhaltung von „tiergerecht“ spricht, versucht man auf alle Bedürfnisse der gehaltenen Tierart Rücksicht zu nehmen und diese zu gewährleisten.

Beispiele für artgerechte Haltung

Hier mal zwei Beispiele aus den heimischen Terrarien: Wir haben in einem unserer vergangenen Berichte über die richtige Haltung von Leopardgeckos (Eublepharis macularius) berichtet und haben dort ein vorbildlich eingerichtetes Terrarium für die tiergerechte Haltung vorgestellt (siehe HIER). Wichtig war uns bei der Vorstellung die Tatsache, dass die gepflegten Tiere ihren natürlichen Verhaltensweisen nachgehen können: In den engen Spalten der aufgeschichteten Steine und Wurzeln können die Tiere sehr gut klettern und sich sehr gut verstecken, der Bodengrund aus einem Lehm-Sandgemisch ist grabfähig, die Wetbox bietet den Tieren einen feuchten Rückzugsort (gerade vor der Häutung wichtig), die Beleuchtung bzw. Beheizung auf der einen Seite des Terrariums bietet den Tieren unterschiedliche Temperaturbereiche und eine leicht zu reinigende Wasserschale ist auch vorhanden. Auch bei der Fütterung der Tiere geht man abwechslungsreich vor und wechselt regelmäßig die Art der Futterinsekten.

Als weiteres Beispiel tiergerechter Haltung seien die Terrarien für Rote Regenbogenboas (Epicrates c. cenchria) aus meinem privaten Bestand genannt: In ihrem natürlichen Verbreitungsgebiet verbringen die Tiere die meiste Zeit versteckt unter Wurzeln und Ästen oder vergraben im Bodengrund. Neben ausreichend großen Terrarien wurde hier besonders auf einen hohen, lockeren, saugfähigen Bodengrund geachtet, in dem sich die Tiere gerne eingraben. Zudem steht den Tieren eine Höhle aus Ton als Versteck zur Verfügung. Diese wird regelmäßig in Wasser getaucht, sie nimmt so die Feuchtigkeit auf, speichert diese und gibt sie dann langsam wieder an die Umgebung ab. Eine große, verzweigte Weinrebe zum Klettern, sowie eine Wasserschale mit frischem Trinkwasser stehen den Tieren ebenfalls zur Verfügung. Die Temperatur wird über ein Thermostat geregelt und die Wärme kommt, wie in der Natur, nur von oben.

Dendro Blog
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Eine Gute Planung ist alles

Man sollte sich also im Vorfeld der Anschaffung mit den natürlichen Verhaltensweisen und Bedürfnissen der in Frage kommenden Tiere beschäftigen und prüfen, ob man den Tieren mit all ihren Belangen gerecht werden kann. Zu einer möglichst artgerechten Tierhaltung gehört also nicht nur die Gesundheit und das körperliche Wohlbefinden eines Tieres, sondern auch sein physiologisches Wohlbefinden und die Möglichkeit, natürliche Verhaltensweisen ausleben zu können. Und genau deshalb eignen sich die meisten Terrarientiere hervorragend für die Haltung im Terrarium: Mit der heutigen Technik und mit etwas Zeit bei der Vorbereitung und Einrichtung lassen sich die benötigten Lebensräume ohne große Mühe gestalten und werden den Tieren ein schönes, langes, tiergerechtes Leben bieten.

hundskopfschlinger

Beitragsautor

Christian Huf

Privat pflegt der begeisterte Terrarianer momentan Rote Regenbogenboas (Epicrates c. cenchria) und Hundskopfschlinger (Corallus caninus). Christian ist also ein echter „alter Hase” in der Terraristik, der euch als Kunde bei uns im Shop mit Rat und Tat zur Seite stehen kann und bei vielen Problemen und Fragen rund um die Terraristik eine Lösung parat hat.   

Christian (Jahrgang 1978) bezeichnete die Terraristik schon seit frühester Jugend als sein Steckenpferd. In der Teraristik-Abteilung bei „Zoo Jung“ in Moers, dem damals größten und umfangreichsten Zoofachgeschäft am Niederrhein, entwickelte er sich schnell zum Experten und Leiter – und das obwohl es nur sein Schüler-Nebenjob war. Dann zog neben den Strumpfbandnattern noch eine Boa Constrictor als erstes Lieblingstier im Kinderzimmer ein. Und was so begann, entwickelte sich folgerichtig zu weiteren beruflichen Stationen als Inhaber des Fachgeschäfts für Terraristik „Galeria Tropica“ in Oberhausen (bis 2008), Leiter des „Terraristika Shops“ in Recklinghausen (bis 2020), Mit-Organisator der Terrarienbörse „Terra Ruhr“ in Recklinghausen (bis 2020).

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